Es war ein alter Traum von mir. Und bis heute konnte ich mir alle meine Träume erfüllen. Keine Angst, die haben in der Regel nichts mit Geld zu tun. Fleiß, Beständigkkeit, Mut, Risikobereitschaft, Abwägung, Freude an der Arbeit und andere Dinge sind es, die diese Träume Wirklichkeit werden ließen. Lassen Sie sich von der Verwirklichung ihrer Träume nicht durch die immer wieder hörbaren Ausflüchte auf nicht vorhandenes Geld hierzu nicht abhalten. Auch ich kam ganz nackig auf die Welt und habe nur meine Möglichkeiten genutzt. Bestimmte Risiken bin ich eingegangen, manche hatte ich vermieden. Deshalb bin ich heute auch kein Milliardär. Und will es auch gar nicht sein. Zufrieden will ich sein. Und das bin ich. Ein großer und inniger Traum war der Traum von der Fliegerei. Lange musste ich warten bis dieser Traum Wirklichkeit werden konnte. Erst hatte ich dazu kein Geld. Als dann das Geld floß, da hatte ich keine Zeit mehr dazu. Können Sie sich vorstellen, daß eines Menschen einziger Traum oftmals war, wenigstens 10 Minuten eines kurzen Mittagsschläfchens halten zu können für wenigstens die gröbste Regeneration? Bei mir war dies über lange Jahre der Fall. Da verdient man dann unter Umständen viel Geld. Aber zu welchem Preis? Ich weiß nicht. ob es mir dies alles nochmal so wert gewesen wäre. Es kam halt so und ich habe getan was von mir verlangt wurde und dies sogut es eben ging. Wohl dem, der in Fliegerkreisen aufgewachsen ist oder sogar in der Nähe eines Flugplatzes großgeworden ist. Beides war mir versagt geblieben. Die Bücher der deutschen Fliegerhelden habe ich mit Inbrunst gelesen. Und meine Liebe gehörte der Jagdfliegerei. Gedanklich bin ich da mitgeflogen. Fliegen im Grenzbereich, Wettbewerb bei dem es nicht um den Sieg geht sondern um Leben und Tod, ein Kampf für das Vaterland um deutsche Städte und unschuldige Frauen und Kinder vor dem Bombenterror der Allierten Bomberverbände zu schützen - soweit dies möglich gewesen wäre. Und ich wäre bereit gewesen Tag und Nacht im Flieger zu sitzen. Und manchmal fragte ich mich, ob ich nicht im 2. Weltkrieg Me 109-Pilot gewesen wäre. Bei einer Rückführung, die ich machte, da war ich aber kein Me-109-Pilot wie ich das gerne gesehen hätte, nein, ich war ein Schäfer, ein Hüter. Ich konnte alle Details erkennen. Es war ganz friedlich und schön. Ein junges Mädchen hat diesen ebenfalls jungen Schäfer begleitet, gefolgt von seinen Schafen in sehr früher Zeit wie aus der Kleidung erkennbar war. Damit ist für mich auch die Annahme widerlegt, daß bei Rückführungen die eigenen Vorstellung nur wach werden könnten. Heute kann ich mich glücklich schätzen in der Reihe meiner Ahnen der erste sein zu dürfen, der sich in seinen Flieger setzen kann, Gas reinschiebt und wie ein Vogel im Wind durch die Lüfte kurvt. War Motorradfahren schon schön - hier wird es erweitert um mindestens eine Dimension - besonders beim Kunstflug, soweit dies bei dem nur bedingt kunstflugtauglichen Flieger eben geht. Aber will ich auch hier bescheiden sein. Die Ausbildung habe ich im sonnigen Florida im Jahre 1994 gemacht. Eine richtige Entscheidung. Hier wurde mir das Fliegerhandwerk wirklich ordentlich beigebracht. und ich wollte auch nicht in möglichst wenigen Stunden nur meinen Schein haben, nein, ich wollte wirklich richtig fliegen lernen. Heute weiß ich, ich habe nicht den Pilotenschein erworben sondern die Lizenz zum Fliegenlernen! Trotz aller Angst davor habe ich meinen Fluglehrer, der später zu meinem Freund geworden ist und mit dem ich auch heute noch guten Kontakt habe, ein Franzose, gebeten mit mir auch das Trudeln zu üben. und so habe ich in meinen fast 100 Flugstunden bis zur Prüfung das volle Programm durchgezogen. Dabei war auch der Einflug in schechtes Wetter enthalten. Unwillentlich. Ich wäre vorher auf dem nächstbesten Flugplatz gelandet. Aber der Fluglehrer war verantwortlicher Flugzeugführer. Er hat mein Ansinnen abgtelehnt. Und so sind wir in schlechtes Wetter eingeflogen. Ein Glück, daß der Flieger dabei nicht auseinanderbrach. Ich muß gestehen, hierbei hatte ich richtige Todesangst. Nicht Angst vor dem Tod - aber daß es jetzt soweit sei. Aber auch diese Situation hatte ich dann ganz alleine gemeistert. Aber es war gut zu wissen, daß neben mir noch jemand saß der es besser kann als ich. Allerdings hatte der Fluglehrer auch noch die Orientierung verloren. Ich nicht. Und so hatte ich trotz allem das Flugzeug sicher zum Heimatflugplatz zurückgeflogen. Und ich verspreche eines: Ich werde nie, ich wiederhole, nie wieder in schlechtes Wetter einfliegen. Die turbulenten Winde sind es, die die Sache so gefährlich machen. Und es ist schon so mancher Flieger in Fetzen aus den Wolken gefallen. Wegen eben dieser Winde. Und die Winde siehst Du nicht. Ich hatte Angst, ich würde beim Gegensteuern um die Maschine wieder aufzurichten, die Steuerseile abreißen. so hat es das kleine Flugzeug, eine 150-er Cessna, in der Luft umhergewirbel. Kein wirkliches Vergnügen. Ein andermal standen wir nach Einbruch der Dunkelheit in Lakeland/FL auf dem kontollierten Flughafen, Class C Airspace, hier braucht man für jede Bewegung eine Erlaubnis und muß diese vorher auch ankündigen und nach Erhalt der Erlaubnis auch bestätigen, alles im internationalen Flugfunk englisch. Wie immer unmittelbar vor dem Start, es war für uns ein Wiederstart, weil wir erst kurz vorher gelandet waren während eines Nacht-Dreiecksfluges der uns von Venice nach Lakeland nach Tampa und zurück nach Venice bringen sollte. Vor dem Rollen auf die Startbahn gibt es noch einen Rollhaltepunkt. An dieser Stelle werden erst nochmal alle Systeme des Flugzeugs vom Cockpit aus überprüft. Unter anderem auch die beiden, unabhängig voneinander arbeitenden Magnetkreisläufe. Und dabei fing der Motor stark an zu vibrieren bei Schaltung auf einen der beiden Magnetkreisläufe. Aha, eine Zündkerze defekt. Alles Probieren half nichts. Motor abmagern und Gasgeben um die Kerze wieder frei zu brennen. Nichts fruchtete. Also, klare Entscheidung, Funkspruch an den Tower, Ground Control, erbitte Rollerlaubnis zum rollen über die Startbahn XY (die zweistellige Nummer entsprechend der Startrichtung auf dem Kompaß auf eine Zehnerzahl ab oder aufgerundet und dabei die letzte Null weggelassen - alles klar?) zum Hallenvorfeld. Die Werkstatt hatte bereits geschlossen. Also Flugplan sicherheitshalber nochmal geschlossen (eine wichtige Formalie, da ansonsten nach einer halben Stunde der Alarm ausgelöst wird, daß ein Flugzeug überfällig ist und nach einer weiteren halben Stunde der herumtelefoniererei steigen dann die ersten Suchflugzeuge auf. Das könnte also teuer werden wenn sich dann herausstellt daß man nur vergessern hat den vor Abflug eröffneten Flugplan zu schließen) Taxi, Hotel, Anruf auf den Anrufbeantworter der Flugschule, damit diese am nächsten Morgen einen Mechaniker mit Flugzeug losschicken um die eine Zündkerze zu wechseln. Hier in D dürfen wir dies noch selbst tun. Nach den amerikanischen Vorschriften darf dies nur der Mechaniker mit Zertifikaten. Diese überaus hilfreichen pracktischen Vorfälle durfte ich nur aufgrund meiner überdehnt langen Ausbildung erfahren. Und dafür bin ich dankbar. Ist heute mal die Sicht nicht so gut, drehe ich lieber gleich wieder um und lande wieder. Mag man mich ruhig für einen Weichling halten. Aber - hurra, ich lebe noch. Was hat man mich am Anfang belächelt, wenn ich, so wie ich es in Amerika gelernt habe, vor jedem Flug eine eingehende Überprüfung des Flugzeuges vor der Inbetriebnahme mache. Auch heute noch - immer. Vom Ölstand über die Schraubverbindungen, dem Propeller, den Tragflächen, den Bremsen, den Reifen, dem Benzinstand, der Funktion des Überziehwarnhorns, der Steuerelemente - alles wird auf Funktion geprüft bevor ich mich ins Flugzeug setze. Und in der Führerkanzel (darf man dies heute denn noch so schreiben - oder ist dieser Ausdruck auch "negativ besetzt". Ich bin ja auch viel lieber Flugzeugführer als Pilot - darf ich das überhaupt??) So weiß ich dann daß alles in Ordnung ist. So habe ich es gelernt. Als ich mal in Florida direkt nach dem Start, dem prekärsten Moment eines jeden Fluges, ein merkwürditges Geräusch am Flugzeug vernahm wusste ich sofort woher dies kam und wurde dadurch nicht unruhig. Bei der 'Flugzeugkontrolle hatte ich bemerkt, daß die Motorverkleidung zur restlichen Verkleidung etwas Luft hatte, jedoch sicher befestigt war. Und bei einem bestimmten Anströmwinkel hatte dieses begonnen zu vibrieren. Das hatte ich vorausgesehen und habe den Start nicht unterbrochen. Als ich ein andermal dagegen in der Luft kurz nach dem Start feststellte daß die Geschwindigkeitsanzeige nicht funktionierte und dies das maßgebliche Intsrument schlechthin ist habe ich sogleich umgedreht und bin wieder gelandet. Wasser in einem Schlauch war die Ursache. Als dies behoben war konnte ich den Flug verspätet aufnehmen. Und da gab es keine Überlegung ob man evtl. doch so fliegen könnte. Westentaschenflieger machen dies. Ich bin dazu einfach zu wenig risikobereit. Hurra - ich lebe noch. und die Zeit, die ich dabei "verloren" habe fehlt mir heute nicht im geringsten. Wenn ich dabei daran denke, wie manchmal auf den Straßen überholt wird um "Zeit aufzuholen" - und mache dabei alles verlieren........... Es war es nicht wert. Durch meine in diesem Bereich, der Fliegerei, angewandte Vorsicht bin ich bis heute der festen Überzeugung, daß dies die sicherste Art der technischen Fortbewegung ist. Wenn man alle Regeln berücksichtigt. Die Verkehrsfliegerei macht es uns vor. Es hat lange gedauert bis ich mich fliegen traute wie ein Vogel im Wind. Die sogenannte Kampfkurve. Eine halbe Rolle und ein halber Looping in einer Figur kombiniert. Da dauert es zwei Sekunden um das Flugzeug schnellstmöglich auf Gegenkurz zu bringen - umzukehren. Einmal, da dies hart am Strömungsabriss geflogen wird um nicht unnötig Höhe zu verlieren und man wegen der erhöhten Belastung dies bei etwas reduzierter Geschwindigkeit ausführt, ist mir die Strömung an den Tragflächen abgerissen. Kein Druck mehr auf dem Höhenruder. Und dies geanu im Senkrechtsturzflug. Aber hier kommt die umfangreiche Ausbildung zum Tragen. Was hatte ich vor dieser Übung des Strömungsabrisses Angst. Blut und Wasser habe ich geschwitzt. Die Knie haben mir schon vor dem Besteitgen des Flugzeuges geschlottert. Und beim allersten mal wäre es fast das Aus gewesen. Vor lauter Angst und Verkrampfung habe ich beim Eintritt des Strömungsabrisses, was mir wie plötzlich vorkam, das Steuerhorn ganz nach vorne gedrückt - und dort irgendwo gehalten und Vollgas gegeben. Beides an sich richtig - aber in wohldosierter Form. Das Ergebnis war, daß es nun aus ursprünglich etwa 800m senkrecht mit der Schnauze nach unten ging. Der Fluglehrer wollte nun das Flugzeug abfangen. Ging aber nicht. In meiner Todesangst hielt ich mit beiden Händen das Steuer so fest daß er keine Möglichkeit hatte dagegen zu steuern. Als ich dann die Geschwindigkeit kontrollierte und feststellte, daß bei dieser Geschwindigkeit die Landeklappen eingefahren werden müssen, es klingt fast schon schizophren, aber hier wurde mir mal wieder klar, wie der Mensch auf der einen Seite gefühlsmäßig in Panik ist und verstandesmäßig eiskalt überlegt und agiert, da nahm ich, um den Klappenschalter zu betätigen, eine Hand vom Steuer - und nun konnte der Fluglehrer korrigieren. Aus Erzählungen anderer Piloten weiß ich, daß dies nicht nur mir so ergangen ist. Und aus Erzählungen von Fluglehrern weiß ich, daß andere Piloten sich bei der Gelegenheit hilfesuchend um den Hals des Fluglehrers geworfen haben. Männlein wie Weiblein. Naja, dies ist mir dann nie mehr passiert. Aber die Angst vor dieser Übung die blieb lange Zeit. Heute, bei dem Typ von Flugzeug, welches ich jetzt fliege, eine Bölkow Bo208, eine Bölkow Junior, da ist diese Übung das reinste Vergnügen. Und ganz sanft und unspektakulär. Und um die Reaktionen in Übung zu halten gehört diese Übung zu den immerwiederkehrenden Übungen - um in Ernstfall ohne jegliche Zeitverzögerung das Richtige zu tun. Dies natürlich in entsprechender Sicherheitshöhe. Und so konnte bei meinem ersten unbeabsichtigten Strömungsabriss, und das im Senkrechtsturzflug, dieses, ohne daß es jemand überhaupt bemerkt hätte, wieder unter Kontrolle gebracht werden. Ganz leicht. Man hat es ja wieder und wieder gelernt. Heute stelle ich fest, fliegen lernen kann wirklich jeder. Aber ob er mit dieser Verantwortung auch umgehen kann, hier würde ich mich nicht bei jedem ins Cockpit setzen. In meiner bisherigen Laufbahn habe ich Piloten kennengelernt, wo ich dies nicht tun würde. Wegen ihrer Bereitschaft Risiken einzugehen bzw. auf Kontrollen zu verzichten. Auch ich bin lange kein perfekter Flugzeugführer. Beileibe nicht. Dazu fehlen mir die entsprechenden Flugstunden. Auch ich muss gewisse Erfahrungen noch machen. Dazu muss ich halt fliegen, fliegen und nochmals fliegen. Und es gibt da dür die Fliegerei einen so schönen doppeldeutigen Ausspruch: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Schön. Und der andere Ausspruch lautet: Es gibt viele alte Flieger. Und es gibt viele riskante Flieger. Aber es gibt keine riskanten alten Flieger. Und wenn ich da oft über die Lande fliege dann bete ich, nie die Einmaligkeit, dieses Wunder des Fliegens, zu vergessen, es nie Alltag werden zu lassen, mich immer des Besonderen der Fliegerei, dieser Traumerfüllung bewusst sein zu lassen. Bis heute durfte ich diese Flieger fliegen: Cessna 150, 152, 172. Piper PA28 Apache, Bölkow D208 Junior, ein Wasserflugzeug, einen Motorsegler und eine Katana.Ich, der erste am Ende meiner Ahnen, dem dieses Wunder zuteil wurde. Ich hoffe, daß ich noch viele unfallfreie Flugstunden erleben darf. Jetzt habe ich mir eine gute Luftbildkamera gekauft um mich verstärkt der Luftbildfliegerei widmen zu können. Dann habe ich noch mehr Grund zum Fliegen. Jetzt brauche ich nur noch eine leichte Person um die Steuerung zu übernehmen während ich fliege. Im letzten Jahr habe ich hervorragende Aufnehmen gemacht - ich als Flugzeugführer, eher schon als Flugzeugfliegenlasser oder - loslasser während ich beide Hände zum Fotografieren brauchte wegen der Einstellung es Teleobjektives. Aber das ist dann doch zu aufrengend - in Bodennähe. Nein Danke. Das muss ich anders organisieren. Ab jetzt. Danke. Niedergeschrieben am 16.1.2009. Reinhard Scheuerlein
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